16 Mythen über Trennungsangst beim Hund – Teil 3 von 3.

Im Hundetraining gibt es fortlaufend neue Erkenntnisse, die zu Anpassungen und Veränderungen im Training führen können. So auch im Training gegen Trennungsangst. Vorletzte Woche haben wir uns die ersten sechs der insgesamt 16 Mythen über Trennungsangst beim Hund angeschaut und letzte Woche die zweiten fünf. Heute stelle ich dir mit Teil 3 die letzten fünf Mythen über Trennungsangst beim Hund vor.

12. Du bist Schuld an der Trennungsangst deines Hundes. Hund mit Frau auf der Couch

Um es kurz und knackig zu beantworten: Nein, bist du nicht. Es gibt gar nicht unbedingt den einen Grund für die Trennungsangst deines Hundes. Trennungsangst beim Hund wird als Syndrom beschrieben und nicht als Diagnose. Und ein Syndrom ist der Ausdruck dahinterliegender Ursachen. Beim Menschen könnte man es so vergleichen: Migräne oder Verspannungen sind die Ursache, die durch das Syndrom Kopfschmerzen ausgedrückt werden. Und auch bei der Trennungsangst beim Hund können viele verschiedene Ursachen hinter diesem Verhalten liegen. Wie vorletzte Woche bereits geschrieben, kann Trennungsangst auch durch eine genetische Komponente entstehen (den Forschungsartikel gibt es nochmal hier zu lesen).

Die Ursache der Trennungsangst liegt also nicht an dir oder deiner Erziehung.

Leider wird einem aber genau das häufig vermittelt, wenn der eigene Hund nicht alleine bleiben kann. Ich fand das immer tierisch nervig und kann dir nur den Tipp geben: Ohren auf Durchzug schalten und dich selbst über das Thema informieren (was du hiermit ja gerade schon tust 🙂 ).

13. Hunde mit Trennungsangst folgen dir auf Schritt und Tritt.Hund springt an Tür hoch

Tatsächlich ist es häufig der Fall, dass Hunde mit Trennungsangst einen ständig verfolgen. Darüber hinaus wurde im Jahr 2001 in einer Studie festgestellt, dass Trennungsangst und Hyperattachment zusammenhängen (die Studie gibt es hier). Jedoch weisen aktuellere Studien darauf hin, dass es 4 Arten von Trennungsangst gibt, die ich in meinem Blogartikel „Hilfe, ich kann meinen Hund nicht alleine lassen!“ detaillierter beschreibe. Aus diesen 4 Arten der Trennungsangst beim Hund wird folgendes erkennbar:

Dein Hund muss dir nicht auf Schritt und Tritt folgen, um an Trennungsangst zu leiden. 

Es gibt durchaus Hunde, die sich sowohl im Haus als auch in der Natur relativ selbstbewusst und unabhängig von dir bewegen. Wenn es dann aber zum Thema alleine bleiben kommt, zeigen sie starke Stresssymptome und haben Angst. Genauso kann es sein, dass dein Hund dir im Haus viel hinterherläuft, aber gar kein Problem mit dem alleine bleiben hat. Halten wir also fest: Wenn dein Hund dir zuhause immer hinterherläuft UND nicht alleine bleiben kann, spricht das für Trennungsangst. Wenn dein Hund dir nicht hinterherläuft, aber trotzdem Stress beim alleine bleiben hat, kann das jedoch ebenfalls auf eine Trennungsangst hindeuten. Hier musst du deinen Hund immer individuell betrachten und seine verschiedenen Symptome analysieren.

Punkt 14 der 16 Mythen über Trennungsangst beim Hund: Du musst deinen Hund nur richtig auslasten, dann erübrigt sich das Problem.

Physische und kognitive Auslastung sind ein sehr wichtiges Thema, wenn es um Trennungsangst beim Hund geht. Um mit deinem Hund effektiv zu trainieren, ist es eine unverzichtbare Voraussetzung, dass dein Hund körperlich und geistig ausgelastet ist und nicht gerade im totalen Powermodus ist. Wenn dein Hund müde und zufrieden ist, sind das super Grundlagen, um mit ihm das alleine bleiben zu trainieren. Wie oben erwähnt, gibt es darüber hinaus 4 Arten von Trennungsangst-Hunden, von denen ich eine Gruppe „die Gelangweilten“ nenne. Bei diesen Hunden entsteht Trennungsangst häufig tatsächlich lediglich durch eine Unterforderung, die sich beim alleine sein durch das Zerstören oder Bellen äußert. Diese Hunde profitieren enorm von kognitiver und physischer Auslastung. In vielen Fällen hat man das Problem Trennungsangst bei diesen Hunden dann auch schnell im Griff.

Und was ist mit den anderen 3 Arten der Trennungsangst?

Nun ja, bei diesen Hunden kommt die Trennungsangst sehr wahrscheinlich nicht durch eine Unterforderung zustande. Nichtsdestotrotz sollten auch diese Hunde unbedingt vor dem Training ausgelastet werden, sodass die Startbedingungen optimal sind. Jedoch wird die Auslastung alleine höchstwahrscheinlich nicht dazu führen, dass sich die Trennungsangst in Luft auflöst. Die Auslastung ist einfach eine unverzichtbare Komponente, die das Training unterstützt und durchaus einfacher gestaltet.

15. Dein Hund muss sich einfach einmal so richtig ausbellen.Hund mit Futter

Ganz ehrlich: ich schäme mich heute noch dafür, dass ich es damals bei Seven überhaupt ausprobiert habe. Ich rede mich raus – ich war unwissend und habe diesen Tipp einfach ständig bekommen und geglaubt. Heute weiß ich, wie schlimm das für den Hund ist und kann es nicht oft genug betonen, in der Hoffnung, dass du dies liest, bevor du meinen Fehler machst. Ausbellen lassen bringt dich im Training gegen Trennungsangst definitiv NICHT nach vorne, sondern schmeißt dich im Worst Case meilenweit zurück.

Dein Hund leidet an Trennungsangst – also an Angst und Panik vor dem alleine bleiben.  

Was passiert also, wenn du deinen Hund bellen lässt? Er ist in diesem Moment voller Panik (sonst würde er nicht bellen). Und je mehr Panik er verspürt, desto mehr bestätigt ihn das unterbewusst darin, dass das alleine bleiben das schlimmste der Welt ist. Das heißt: beim nächsten Mal hat er noch mehr Angst davor und so schaukelt es sich immer weiter hoch. Hier kommt die Lösung: Beobachte deinen Hund auf Kamera, analysiere seine Körpersprache und komme rein, BEVOR dein Hund in eine Paniksituation (z.B. Bellen) gerät. Denn nur so kannst du deinem Hund beibringen, dass das alleine bleiben in Wirklichkeit total entspannt ablaufen kann und ihm die Angst davor nehmen.

Und der letzte Punkt der 16 Mythen über Trennungsangst beim Hund: Sobald dein Hund von seiner Trennungsangst befreit ist, kann er nie wieder rückfällig werden.

Ein Hund, der mal an Trennungsangst litt, wird höchstwahrscheinlich sein Leben lang anfälliger dafür sein, als ein Hund, der nie Probleme damit hatte. Ich habe es schon häufig mitbekommen, dass Hunde, die von ihrer Trennungsangst geheilt waren, auf einmal wieder Symptome aufwiesen. Häufig war eine Veränderung im Alltag (z.B. ein Umzug) Schuld daran. Für dich ist es einfach gut zu wissen, dass dein Hund wahrscheinlich immer sensibler auf solche Veränderungen reagieren und dies im alleine bleiben zeigen könnte.

Denn mit diesem Wissen kannst du super vorbeugen!

So kannst du zum Beispiel nach einem Umzug nochmal 1-2 Wochen einplanen, um deinen Hund an das alleine bleiben in der neuen Wohnsituation zu gewöhnen. Darüber hinaus empfehle ich dir, das alleine bleiben auch bei Freunden/bei der Familie zu üben, wenn du planst, deinen Hund dort mal unterzubringen. Denn auch hier können Hunde mit Trennungsangst Schwierigkeiten entwickeln. So kann es sein, dass dein Hund in deiner Wohnung schon problemlos mehrere Stunden alleine bleiben kann, woanders aber überhaupt nicht. Übe das einfach nach und nach immer mal – dann bist du auf jeden Fall gewappnet.

Das waren die insgesamt 16 Mythen über Trennungsangst beim Hund für diese Woche. Schreibe mir gerne auf Instagram, ob du noch weitere kennst – ich bin gespannt!

Wenn dein Hund nicht alleine bleiben kann, habe ich eine gute Nachricht für dich!

Ich habe ein kostenfreies Minitraining für dich aufgenommen, in dem ich dir 3 Tipps zur Sofortumsetzung an die Hand gebe.

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