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Woran erkenne ich, dass mein Hund mich kontrolliert?

Zu dem Thema Kontrollverlust, Kontrollzwang beim Hund oder auch „Mein Hund folgt mir auf Schritt und Tritt“ gibt es viele Diskussionen im Internet und auf Social Media.

Deswegen möchten wir in diesem Artikel darüber aufklären, was es mit dem Begriff Kontrollzwang eigentlich auf sich hat und warum das so problematisch ist, wenn dein Hund als Hund mit Kontrollzwang abgestempelt wird.

Außerdem geben wir dir hilfreiche Tipps mit auf den Weg, wie du den für dich und deinen Hund passenden Hundetrainer auswählen kannst, wenn deine Hunde dir bereits in der Wohnung viel folgen und nicht alleinebleiben können.

Du möchtest noch mehr erfahren und Lösungsansätze erhalten? Dann hole dir hier mein kostenloses Praxis-Training. Dort gibt es auch einen Überblick zu meinem Training, in dem wir dort ansetzen, wo du gerade mit deinem Hund stehst. Auch, wenn er dir auf Schritt und Tritt hinterherläuft.

Hund liegt traurig mit dem Kopf auf dem Boden

Höre dir gerne auch das passende Interview mit Katalin, zum Thema „Hilfe, mein Hund kontrolliert mich“ an, mit weiteren Geschichten und spannenden zum Thema Kontrollzwang beim Hund: Hier geht´s zum Podcast.

Definition des Begriffes Kontrollverlust in der Psychologie und Medizin

In der Psychologie und Medizin bezeichnet man den Begriff Kontrollverlust als den Verlust der bewussten Steuerung bzw. Beherrschung des Denkens oder Handelns

In dem Moment, in dem also ein Kontrollverlust oder auch Kontrollzwang eintritt, können keine bewussten Entscheidungen mehr getroffen werden und somit kann man erst einmal überhaupt nichts dafür.

Um noch tiefer in das Thema einzusteigen, müssen wir uns auch mit dem Begriff Kontrolle an sich beschäftigen.

Grundsätzlich hat das Wort häufig einen negativen Beigeschmack.

Allerdings bedeutet Kontrolle in erster Linie, dass es einen Zusammenhang gibt zwischen einer Handlung, die man ausführt, und einer Konsequenz, die daraus resultiert.

Sowohl bei uns Menschen als auch bei unseren Vierbeinern hat im Grunde jedes Verhalten eine Kontrollfunktion. Doch Kontrolle ist per se gar nichts schlimmes, denn wir brauchen Kontrolle im Leben, um nicht hilflos zu sein und eine gewisse Sicherheit zu haben.

Kontrollverlust hingegen ist für einen selbst ein sehr schlimmes Gefühl. Man rutscht automatisch in eine Hilflosigkeit, weil man nicht mehr einschätzen kann, wohin das jetzige Verhalten hinführt.

Hund schaut aufmerksam

Falsche Interpretation von Kontrolle des Hundes führt zu allerlei Missverständnissen

Leider führt die falsche Interpretation von Kontrolle zu allerlei Problemen. Häufig wird im Internet verbreitet, dass diese Begriffe sehr dominanzgerichtet sind und dass dies bedeutet, dass dein Hund dich durch das Folgen kontrollieren und über dich Macht haben möchte – er würde unter Kontrollzwang leiden.

Die schlimme Folge daraus sind oftmals aversive Trainingsmittel beim Training zum Alleinebleiben in deiner Wohnung, worauf wir später noch genauer eingehen werden.

Dadurch geht leider der Gedanke verloren, dass unsere Hunde, vor allem wenn sie unter Trennungsangst leiden, uns gar nicht dominieren wollen. Gerade Verlustangst ist KEINE bewusste Entscheidung deines Hundes! Dein Hund möchte dir nicht verbieten, dass du weggehst oder andere Dinge machst, sondern er drückt dadurch seine Angst vor dem Alelinsein aus.

Seine Verhaltensweisen sind lediglich Anzeichen für vorliegender Verlustangst und Trennungsstress. Übrigens kann diese Angst alle Hunderassen betreffen – da gibt es nach aktuellem wissenschaftlichen Stand keine Rassen, die besonders prädestiniert dafür sind.

Cavalier King Charles liegt mit dem Kopf auf dem Boden und guckt traurig

Kontrollzwang und die Symptome bei der Hunde

Bei vielen Hunden reichen schon gewisse Reize oder eine gewisse Anzeichen in Richtung Haustür von dir, dass sie in Sorge geraten, wieder in der für sie sehr schlimmen Situation zu landen, weil du gehen könntest. Wir möchten nochmals betonen, dass Hunde sich den Trennungsstress nicht aussuchen und sehr unter diesem Kontrollzwang leiden, da sie sich einfach hilflos fühlen – sie haben Angst.

Auch die Symptome wie ein lautes Bellen, ein Kratzen an der Tür usw. laufen nicht willentlich ab. Diese Symptome treten auf, weil der Körper des Hundes sein emotionales Gleichgewicht wieder herstellen möchte. Sie sind also definitiv kein Kontrollzwang im Sinne von: Dein Hund denkt, du kommst ohne ihn nicht zurecht und muss dir deshalb in jeden Raum hinterherlaufen und dieses Kontrollverhalten zeigen.

Werden Hunde trotz Trennungsangst alleine gelassen, stehen sie dauerhaft unter Stress. Sie wissen nicht, wann es wieder so weit ist, dass sie alleine gelassen werden und laufen deswegen z.B. vermehrt hinter ihren Hundebesitzern her.

Sie sind in permanenter Sorge und Stress, da sie die Situation unbedingt vermeiden möchten. Sie möchten nicht alleine in der Wohnung gelassen werden – teilweise nicht mal in einem Raum, weil ihnen diese Situation Angst einflößt.

Deswegen ist es auch so schlimm, dass diese Verhaltensweisen bzw. Symptome häufig abgetan werden mit Sätzen wie „Dein Hund ist ein Kontrollfreak“ oder „Du bist Opfer des Kontrollzwangs deines Hundes“. Gefolgt von Tipps wie: „Du musst deinen Hund in einen Raum sperren“ oder „Gehe einfach den Schritt außer Haus und lasse deinen Hund bellen“.

Diese Aussagen setzen leider nicht an den Ursachen an und helfen werde Hunden beim Alleinsein noch dem Hundehalter. Trennungsängste werden häufig runtergespielt und nicht als „richtige“ Ängste wahrgenommen, sondern als Kontrollzwang beim Hund abgestempelt. Bei vielen Hundebesitzern stimmt das Gefühl nämlich, dass bei dem eigenen Hund irgendwas nicht in Ordnung ist und sie es nicht mit Absicht machen.

Hund liegt auf dem Boden und sieht müde aus

Erwartungssicherheit aufbauen beim Hund durch gezieltes, positives Training

In dem Moment des Stresses fehlt dem Hund eine positive Erwartungssicherheit. Deswegen ist es so wichtig, diese Erwartungssicherheit im Training aufzubauen. Der Hund soll verstehen lernen, dass er zwar alleine gelassen wird, es ihm aber gut dabei geht, damit dann all die Reize und deine Bewegungen gar nicht mehr so schlimm für deinen Hund sind.

Dadurch laufen Hunde auch weniger hinterher, da sie endlich loslassen können.

Bei vielen Hunden sieht man sogar eine richtige Erleichterung, wenn sie endlich loslassen können und nicht mehr unter dauerhaftem Stress stehen. Sie sehen, was auf sie zukommt und können somit auch ihren Alltag viel leichter bestreiten.

Denn auch wir Menschen brauchen in vielen Situationen eine gewisse Erwartungssicherheit. Es tut gut zu wissen was passiert, anstatt total verloren zu sein, weil man nicht weiß, was einen erwartet.

Hund liegt sehr traurig auf der Veranda

Was darf mein Hund?

Häufig liest man im Zusammenhang mit Kontrollzwang beim Hund den Tipp, dass man ihn auf gar keinen Fall mehr ins Bett oder auf das Sofa lassen soll, wenn der Hund dazu neigt. Doch laut diverser Studien und unseren persönlichen Erfahrungen gibt es keinen Zusammenhang zwischen Trennungsstress und „verwöhnendem“ Verhalten.

Dies wirkt sich nicht negativ auf den Trainingserfolg aus. Viele der Hunde unserer Kunden schlafen mit im Bett und dürfen auf die Couch. Manchmal ist das sogar der Rückzugsort für den Hund. Es ist wichtig, dass sich Hund und Mensch wohlfühlen und du mit deinem Hund auch so umgehen kannst, wie du dir das wünschst.

So bitte nicht: Erlernte Hilflosigkeit beim Hund vermeiden

Eigentlich haben die meisten Hundebesitzer schon ein ganz gutes Bauchgefühl für ihren Hund. Allerdings gibt es nach wie vor Trainer da draußen, die das Verhalten des Hundes nicht richtig deuten und ein Kontrollverhalten unterstellen und das Problem nicht ernst nehmen. Die Konsequenzen, die daraus gezogen werden, sind meist nicht positiv. Oftmals widersprechen diese dem Bauchgefühl des Hundebesitzers. Doch da sie dem Trainer vertrauen, setzen sie die Vielzahl der Tipps um – auch, wenn diese aversiv sind.

Hund liegt mit dem Kopf auf dem Kissen

Ein extremes Beispiel von einer Kundin:

Der Hund einer Kundin wurde in eine Box gesperrt und immer, wenn er gebellt hat, wurde etwas gegen die Box geschmissen. Die Folge davon war zwar, dass der Hund aufgehört hat zu Bellen, doch gleichzeitig hat er daraus eine Geräuschsensibilität entwickelt und still weiter gelitten. DAS ist KEIN Erfolg im Hundetraining! Und dies alles geht zu Lasten eurer Mensch Hund Beziehung!

Das Gefährliche an dieser Herangehensweise ist, dass dein Hund dadurch zum wiederholten Male die Erfahrung gemacht hat, dass sein Verhalten nicht zum Erfolg führt. Der Hund versucht sein emotionales Gleichgewicht durch das Bellen und alles weitere, was er in der Situation zeigt, wiederherzustellen. Er macht aber wiederholt die Erfahrung, dass er sich aus dieser Situation nicht befreien kann.

Daraus folgen dann Resignation und die erlernte Hilflosigkeit. Der Hund schaltet ab und leidet still – aber nicht weniger stark weiter. Obwohl es für uns so aussieht, als wäre alles gut. Der Hund rutscht in die Hilflosigkeit und verweilt in chronischem Stress. Das kann sich sehr stark auf die Gesundheit des Hundes auswirken.

Noch mehr Tipps zur Hunde Gesundheit und was du tun kannst, wenn dein Hund nicht mehr frisst: Zum Blogartikel „Mein Hund frisst nicht – was kann ich tun?“

Hund schaut besorgt, weil er alleine gelassen wird

Leider halten sich diese Maßnahmen und Trainingsmethoden trotzdem noch sehr, sehr stark, da sie bei einigen Hunden vermeintlich erfolgreich sind.

Ein rigoroses auf den Platz schicken, kann durchaus dazu führen, dass das Folgen im Haus weniger abnimmt – aber ist dein Hund dabei entspannt und wägt sich in Sicherheit? Häufig nicht. Ein auf den Platz schicken ist per se nichts schlimmes, allerdings hilft es deinem Hund bei der Angst, verlassen zu werden, wenig weiter.

Denn hier haben wir es mit Emotionen zu tun und wir Menschen können unseren Hunden die Sicherheit, Entspannung und Ruhe geben, die sie brauchen, wenn wir nicht in ihrer Nähe sind. Und das schaffen wir über ein kleinschrittiges Training – erstmal innerhalb der Wohnung und später außer Haus.

Denn so gehst du die Ursache an und vermeidest, dass weitere Probleme für deinen Hund entstehen, wenn du ihn verlassen möchtest. Wir Menschen sind in der Verantwortung, unserem Vierbeiner zu zeigen, dass es nicht schlimm ist, wenn wir ihn verlassen und dass er trotzdem ein schönes Leben hat und sich dabei entspannen kann.

Wir nehmen unsere Hunde an die Hand, schenken ihnen Nähe und zeigen gleichzeitig, dass es ok ist, wenn wir ab und an nicht anwesend sind. Trennungsängste werden leider häufig runtergespielt und nicht als „richtige“ Ängste wahrgenommen, sondern als Kontrollzwang beim Hund abgestempelt.

Finde den für euch und euer Themengebiet passenden Trainer

Katalin hat das in unserem Interview (Hier kannst du dir das ganze Interview und Katalins persönliche Erfahrungen mit Hundetrainern anhören) super auf den Punkt gebracht:

Mit einem Magen-Darm-Infekt würde man ja auch nicht zum Hautarzt gehen, um sich ein Medikament verschreiben zu lassen und genauso ist es bei den Hundetrainern auch. Nur weil ein Trainer mit sehr aggressiven Hunden zurecht kommt, heißt das nicht, dass dieser automatisch weiß, wie man Trennungsangst bearbeitet.

Hund schaut sehr besorgt

Deswegen haben wir uns auf die Themen Trennungsangst und Hund alleine lassen spezialisiert (Erfahre mehr über unser Trainingsangebot).

Als Laie ist es schwer, die Unterschiede bei den Symptomen deines Hundes zu erkennen. Deswegen solltest du dir deinen potenziellen Trainer ganz genau ansehen.

Tipps wie man sich bei der Trainerauswahl besser entscheiden kann:

  1. Informiere dich, wie viele Gebiete der Trainer abdecken kann. Wenn alle nur erdenklichen Gebiete abgedeckt werden, ist das meist kein so gutes Zeichen. Aber natürlich ist das auch nicht automatisch schlecht. Es kann dir aber einen ersten Anhaltspunkt geben.
  2. Höre auf dein Bauchgefühl. Wenn du merkst, dein Hund hat ein Problem mit dem Alleine bleiben und du hast jemanden gefunden, der das aber in deinen Augen nicht richtig macht, dann suche weiter. Denn dein Bauchgefühl ist der wichtigste Indikator.
  3. Schrecke vor extremen Aussagen zurück. Trifft der Trainer vorschnelle Aussagen wie „Dein Hund wird das nie lernen“, „Dein Hund ist einfach so“ oder schiebt er die Schuld nur deinem Hund zu, ohne den Hund richtig zu kennen, dann solltest du besonders vorsichtig sein.
  4. Frage bei Aussagen, die dir komisch vorkommen, genauer nach: Woran macht der Trainer seine Aussage fest? Gibt es Beweise für die Richtigkeit der Aussage? Durch die Beantwortung dieser Fragen bekommst du schon einen guten Eindruck von dem Trainer und ob seine Antworten für dich sinnvoll klingen.
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  1. […] Dein Hund möchte dich auch nicht kontrollieren, wen er hinter dir herläuft. Infos zu Kontrollverlust gegenüber der Bezugsperson findest du hier. […]

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