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Hund alleine lassen

„Lasse deinen Hund sich doch einfach mal ausbellen – dann klappt das Alleinbleiben schon.“

Kennst du solche Ratschläge auch? Leider sind diese vermeintlichen Ratschläge immer noch weit verbreitet. Auch im Internet findest du nach wie vor sehr viele aversive Trainingsmethoden zum Thema Alleinbleiben. In diesen Tricks & Tipps geht es immer wieder darum, dass du als Besitzer deinem Hund das Bellen abgewöhnen sollst, damit er dann vermeintlich ruhig und entspannt alleine bleibt. Aus diesem Grund sprechen wir in diesem Blogartikel über solche „Bullshit“ Tipps und ob du diese befolgen solltest.

Dackel Welpe ist auf dem Arm vom Menschen

Die Natur des Hundes – Kommunikation und Instinkt

Das Bellen ist für Hunde eine natürliche Form der Kommunikation – Bellen ist ein Kommunikationsmittel unserer Hunde. Es kann verschiedene Bedeutungen haben, darunter Warnung, Freude, Aufregung, Angst oder sogar Langeweile. Es ist wichtig zu erkennen, dass Hunde nicht einfach „nervig“ bellen, sondern dass ihr Bellen Ausdruck ihres inneren Zustands und ihrer Emotionen ist. Einem Hund das Bellen abgewöhnen zu wollen, ist also so als würdest du einem Menschen das Reden verbieten wollen.

Es ist also sehr wichtig, dass wir Menschen Verständnis für unsere Hunde mitbringen und Hunden das Bellen nicht einfach abgewöhnen wollen, weil es uns als Besitzer stört.

Wenn es sich bei dem Bellverhalten deines Hundes um einen Ausdruck von Stress und Unsicherheit handelt, ist es extrem wichtig, dass du dich als Hundebesitzer darum kümmerst und dir professionelle Hilfe holst, um das Verhalten von deinem Hund zu verstehen.

Bevor du deinem Hund das Bellen einfach abgewöhnen möchtest, solltest du also zunächst die Ursachen dafür kennen.

Denn nicht alle Hunde wollen durch ihr Bellen einfach nur Aufmerksamkeit bekommen.

Ein Welpe muss z.B. erst lernen, wie er überhaupt richtig mit seinen Artgenossen und uns Menschen kommunizieren soll.

Hund ist draußen mit geöffnetem Maul und geschlossenen Augen

Die Bedeutung der Hunderassen – Warum einige Hunde anfälliger für übermäßiges Bellen sein könnten

Verschiedene Hunderassen haben unterschiedliche Veranlagungen und Temperamente. Einige Rassen sind von Natur aus wachsamer und neigen daher eher dazu, vermehrt zu bellen. So gibt es Hunderassen, die mehr bellen als andere Hunde – z.B. Hütehunde oder Jagdhunde. Denn häufig gehört das Bellen von diesen Hunden auch zur ihrer Arbeit (z.B. die Herde hüten oder Wild aufspüren). Dies sollte uns bewusst sein, bevor wir uns eine bestimmte Hunderasse zulegen.

Solche Hunde sind oftmals noch viel mehr darauf angewiesen, dass sie bellen dürfen, denn es liegt in ihrer Natur so zu kommunizieren. So neigen bestimmte Hunderassen deutlich mehr dazu, verbal zu kommunizieren als andere (z.B. Huskys).

Somit hat es also nicht immer etwas mit Hundeerziehung oder schlechtem Verhalten zu tun, wenn Hunde viel bellen.

Hütehund ist mit Schafen auf einer Wiese

Das Verhalten verstehen – Warum reagieren Hunde auf bestimmte Reize mit Bellen?

Die Reaktion eines Hundes auf bestimmte Reize mit Bellen kann auf verschiedene Faktoren zurückzuführen sein. Bellen kann also z.B. ein Ausdruck von Angst oder Unsicherheit sein. Manche Hunde bellen auch einfach aus Freude. Um herauszufinden, aus welche Motivation dein Hund bellt, ist zunächst wichtig, dass du die genauen Auslöser herausfindest – bellt er z.B., wenn jemand an eurem Haus vorbeigeht oder an der Leine, wenn er auf Artgenossen trifft. Ein Hundetrainer oder eine Hundetrainerin kann dir helfen, mögliche Auslöser zu finden und euch ggf. das passende Trainingskonzept mit an die Hand geben.

Hund sitzt auf einer Wiese und schaut in die Kamera

Bellen beim Alleinbleiben

Hierbei muss zwischen zwei Dingen unterschieden werden: Bellt dein Hund, weil er unter Trennungsstress leidet oder bellt er aufgrund von Außengeräuschen?

Denn je nachdem aus welchem Grund dein Hund beim Alleinsein bellt, müssen unterschiedliche Schritte unternommen werden.

Hund sitzt in einer roten Blumenwiese

Bellen als Ausdruck von Trennungsstress

Sollte dein Hund beim Alleinsein bellen, jaulen, winseln, fiepen, weinen oder heulen, dann kann dies ein Anzeichen für Trennungsstress sein. Das Hundebellen ist in diesem Fall ein Ausdruck seiner Panik. Dein Hund kann das Bellen in diesem Moment also nicht willentlich steuern. Denn bei Trennungsstress handelt es sich um ein Gefühl, welches er nicht beeinflussen kann. Er bellt also nicht, weil er wütend darüber ist, dass er alleine bleiben muss, sondern weil er sich unsicher und hilflos fühlt.

Mehr zum Thema Trennungsstress erfährst du hier in meinem Blogartikel.

Wenn dein Hund aufgrund von Trennungsstress bellt, musst du also dringend handeln, denn er leidet in dieser Situation sehr. Der erste Schritt ist hier, dass du deinen Hund außerhalb des Trainings nicht mehr alleine lässt und das Alleinbleiben parallel dazu kleinschrittig und positiv aufbaust.

Hund schaut schräg an der Kamera vorbei

Bellen aufgrund von Außengeräuschen

Wenn dein Hund entspannt alleine bleiben kann, aber immer mal wieder durch Bellen auf Außengeräusche (z.B. die Klingel oder Geräusche von Nachbarn) reagiert, ist es grundsätzlich nicht schlimm, solange dein Hund danach auch wieder in die Entspannung zurückfindet.

In diesem Fall ist es überhaupt nicht notwendig, dass du deinem Hund das Bellen abgewöhnen musst. Schaue bei den ersten Malen gerne, dass du wiederkommst, sobald sich dein Hund nach dem Bellen wieder entspannt hat – so bestärkst du seine Strategie und gibst ihm Sicherheit. Wenn dies dann gut funktioniert, kannst du nach dem Bellen auch länger abwarten.

Sollte dein Hund allerdings Probleme damit haben, sich nach dem Bellen wieder zu entspannen, dann komme bitte erstmal noch direkt wieder, damit er nicht in Stress gerät.

Hund hechelt und hat die Ohren aufgestellt

Hund das Bellen abgewöhnen durch Desensibilisierung

Es gibt einige Außengeräusche, die sich beim Alleinbleiben nicht vermeiden lassen. Einige dieser Geräusche lassen sich allerdings gut durch eine Tonaufnahme desensibilisieren. Sollte dein Hund z.B. auf Sirenen reagieren, kannst du diese desensibilisieren, damit er dadurch beim Alleinbleiben nicht in Stress gerät.

Hierzu nimmst du das Geräusch entweder selber auf oder suchst dir eine realistische Tonaufnahme aus dem Internet heraus. Dann schaust du, ab welcher Lautstärke dein Hund nicht mehr auf die Aufnahme reagiert. Wenn du diesen Punkt gefunden hast, spielst du die Tonaufnahme ab und tastest dich so immer weiter an die originale Lautstärke heran. So hat dein Hund die Möglichkeit, sich an dieses Geräusch zu gewöhnen. So kannst du z.B. auch die Klingel desensibilisieren.

Ein Tipp von mir: Manchmal reicht es nicht aus, das Handy nur auf die leiseste Lautstärke zu stellen – du kannst in diesem Fall Kopfhörer oder eine Box verwenden und diese in einen anderen Raum stellen. Wichtig ist eben, dass dein Hund nicht mehr auf die Tonaufnahme reagiert.

Labrador schläft auf einem Kissen

Geduld ist der Schlüssel

Es ist wichtig zu verstehen, dass die Desensibilisierung von gewissen Reizen Zeit und Geduld erfordert. Veränderungen im Verhalten eines Hundes geschehen nicht über Nacht. Viele Geräusche (wie z.B. die Klingel) sind eine großer Herausforderung für deinen Hund und benötigen ihre Zeit.

Tempo des Trainings – Langsame Schritte für nachhaltige Ergebnisse

Ein schrittweises Vorgehen ist effektiver als ein überstürzter Ansatz. Erwarte nicht, dass dein Hund sein Bellen von einem Tag auf den anderen komplett einstellt. Arbeite in kleinen Schritten, um nachhaltige Ergebnisse zu erzielen – achte also auch immer darauf, dass dein Hund während der Desensibilisierung nicht in Stress gerät. Sollte dies der Fall sein, dann gehe lieber nochmal einen Schritt zurück und verringere z.B. die Lautstärke oder Dauer.

Hund liegt auf der Wiese und hechelt

Bellen durch Management minimieren

Eine reizarme Umgebung kann helfen, übermäßiges Hundebellen zu reduzieren. Reduziere visuelle und auditive Reize, die deinen Hund dazu bringen könnten, vermehrt zu bellen. Schaffe eine ruhige und entspannte Umgebung, in der sich dein Hund wohl fühlt.

Bei geräuschempfindlichen Hunden kann es sehr hilfreich sein, wenn du beim Alleinsein Musik laufen lässt, um so einige Außengeräusche abzudämpfen. Verwende hier gerne ruhige Musik – du findest z.B. bei Youtube einige Playlists für Hunde, die auch über mehrere Stunden laufen.

Eine weitere Maßnahme könnte außerdem sein, die Sicht deines Hundes nach draußen einzuschränken. Dies kannst du z.B. durch Milchglasfolie, Plissees oder Gardinen tun. So kannst du verhindern, dass dein Hund beim Alleinbleiben auf Sichtreize reagiert.

Wichtig: Wenn beim Alleinbleiben Musik einsetzt oder z.B. die Rollläden schließt, die sonst geöffnet sind, ist es wichtig, dass du diese Maßnahmen beim Alleinbleiben auch langfristig ergreifst. Denn sie gehören für deinen Hund fest zum Alleinbleiben-Setting dazu. Eine Veränderung könnte bei deinem Hund für Stress und Irritation sorgen.

Hund liegt auf einer Wiese und schaut aufmerksam

Den Hund beim Alleinbleiben ausbellen lassen – was ist dran?

Der Tipp, dass du deinen Hund einfach mal bellen lassen solltest, wenn er alleine bleibt, begegnet mir leider immer wieder.

Tue das aber bitte NICHT! Denn wie schon beschrieben, ist Trennungsstress ein Gefühl, welches dein Hund nicht willentlich steuern kann. Das Bellen ist also keine bewusste Entscheidung von Hunden, sondern ein Ausdruck seiner Panik. Wenn du deinen Hund nun einfach bellen lässt, führt dies also nicht dazu, dass er besser alleine bleiben kann, sondern verstärkt nur seinen Stress. Dein Hund leidet in dieser Situation sehr stark.

Dein Hund steht in dieser Situation so stark unter Stress, dass es er überhaupt nicht in die Entspannung gehen kann. Stell dir vor, du sollst im Flugzeug einschlafen, obwohl du unter starker Flugangst leidest – das wird nicht ohne Medikamente funktionieren. So geht es deinem Hund auch – er kann das Alleinbleiben also gar nicht mit Entspannung verknüpfen.

Es kann allerdings durchaus passieren, dass ein Hund, der oft genau dieser Situation ausgesetzt wird, irgendwann aufhört zu bellen, wenn er alleine bleibt. Dies liegt aber nicht daran, dass er nun kein Problem mehr mit dem Alleinsein hat. Er ist in eine erlernte Hilflosigkeit gerutscht, weil er gelernt hat, dass ihm sein Verhalten (z.B. das Bellen) nicht aus dieser unangenehmen Situation befreit.

Das selbe gilt übrigens für den vermeintlichen Ratschlag „Lasse deinen Hund doch einfach mal alleine.“

Hund liegt mit dem Kopf auf einer flauschigen Decke

Meine Nachbarn beschweren sich, weil mein Hund beim Alleinbleiben bellt. Was kann ich tun?

Zunächst einmal liegt es mir sehr am Herzen, dass hier ein Perspektivwechsel stattfindet. Das Thema Alleinbleiben sollte nicht erst angegangen werden, weil die Nachbarn sich beschweren. Mir ist es wichtig, dass jeder Vierbeiner von Anfang an das Alleinbleiben kleinschrittig lernen kann.

Was kannst du nun aber tun?

Besorge dir zunächst eine Kamera, um deinen Hund zu filmen, wenn er alleine bleibt. So kannst du mögliche Stressanzeichen herausfinden und schauen, ob dein Vierbeiner bellt, weil er ein Problem mit deiner Abwesenheit hat oder ob er auf Außengeräusche reagiert.

Wenn du die Vermutung hast, dass dein Hund unter Trennungsstress leidet, ist es wichtig, dass du ihn außerhalb des Trainings erstmal nicht mehr alleine lässt. Suche dir bitte professionelle Hilfe, um das Alleinbleiben richtig zu trainieren.

In meinem kostenfreien Praxis-Training gebe ich dir 3 Tipps für das Alleinbleiben, die du direkt umsetzen kannst.

Zwei Hunde laufen über ein Kornfeld.

Mein Hund bellt ständig – was kann ich tun?

Wichtig ist, wie oben bereits beschrieben, dass du zunächst einmal den oder die Gründe für das Bellen deines Hundes findest. Schreibe dir auch gerne alle Beobachtungen auf, damit du diese deinem Hundetrainier oder deiner Hundetrainerin mitbringen kannst. So könnt ihr dann gemeinsam schauen, welche Gründe das vermehrte Bellen deines Hundes haben könnte.

In einigen Situationen kann auch ein positiv aufgebautes Signal zum Abbrechen hilfreich sein, damit dein Hund lernt, dass es sich lohnt, wenn er das Bellen unterlässt, weil sein Verhalten dann belohnt wird.

So oder so ist es wichtig, dass du dir professionelle Hilfe sucht, wenn du das Gefühl hast, dass dein Hund zu viel bellt.

Außerdem ist es wichtig, dass du Hundehalter die Ruhe bewahrst und nicht wütend wirst, wenn dein Hund bell. Denn unsere Vierbeiner reagieren auf unsere Gefühle und unsere Stimmung – das könnte das Bellen von deinem Tier also noch mehr verstärken.

Labrador Welpe ist in einem Kajak

Kann ich an dem Bellen von meinem Hund erkennen, ob er frustriert ist oder Stress hat?

Ich habe schon oft davon gelesen, dass einige Hundetrainier davon ausgehen, dass, wenn dein Hund beim Alleinbleiben in einer höheren Tonlage bellt, er nur frustriert ist, aber nicht unter Trennungsstress leidet. Ich kann hier nur nochmal betonen, dass unsere Hunde uns mit ihrem Trennungsstress nicht ärgern wollen, sondern diese Gefühl nicht willentlich steuern können. Ein Hund, der beim Alleinbleiben bellt, leidet also mit großer Wahrscheinlichkeit unter Trennungsstress.

Labrador ist auf einem Steg

Fazit

Das Hundebellen dient unseren Hunden zur Kommunikation. Es ist also nicht richtig, das Bellen abgewöhnen zu wollen, weil du als Besitzer davon genervt bist. Einige Rassen bellen einfach mehr als andere – es hat also nicht immer etwas mit Hundeerziehung zu tun, wenn ein Hund bellt.

Solltest du aber das Gefühl haben, dass dein Hund z.B. aus Angst oder Unsicherheit bellt, dann suche dir bitte professionelle Hilfe, um dieses Thema mit ihm richtig angehen zu können.

Hunde, die beim Alleinbleiben bellen, leiden mit großer Wahrscheinlichkeit unter Trennungsstress. Wenn du dies vermutest, ist es besonders wichtig, dass du deinen Hund nicht mehr alleine lässt und das Alleinsein kleinschrittig und positiv trainierst.

Das Bellen von Hunden beim Alleinbleiben aufgrund von Außengeräuschen stellt erstmal kein Problem dar, solange sich die Hunde danach wieder entspannen können. Sollte dies nicht der Fall sein, dann komme bitte direkt wieder, damit er nicht in Stress gerät.

Es ist also nicht immer notwendig einem Hund das Bellen abgewöhnen zu wollen.

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