Was ist die Desensibilisierung beim Alleinbleiben-Training?
In dieser Podcast-Folge erzÀhle ich dir, was die Desensibilisierung ist und wie du am besten damit startest, wenn du deinem Hund das entspannte Alleinbleiben beibringen möchtest.
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Du möchtest deinem Hund das entspannte Alleinbleiben beibringen?
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Du liest lieber? Nachfolgend findest du die Podcast-Folge als Transkript.
Hi und schön, dass du wieder dabei bist bei einer neuen Podcast-Folge.
In dieser Folge geht es um das Thema Desensibilisierung, was ein wirklich ganz, ganz wichtiges Thema ist, weil es eben sein kann, dass sein Hund auf gewisse Reize reagiert.
Was ist Desensibilisierung?
Was ist ĂŒberhaupt die Desensibilisierung, um das einmal vorwegzunehmen? Es gibt bestimmte Reize bei euch, die zu einer Erwartungshaltung fĂŒhren und eine Erwartungshaltung kann positiv oder negativ sein.
Erwartungshaltungen
Eine positive Erwartungshaltung, das ist zum Beispiel die Leine. Ganz hÀufig ist das so, dass wenn dein Hund sieht, du nimmst die Leine in die Hand, dann weià der Hund, okay, jetzt gehen wir gemeinsam raus, freut sich, kommt angelaufen. Das ist per se auch nicht schlimm. Das kann auch weiter so bleiben. Das brauchst du nicht desensibilisieren.
Ein negativer Reiz ist, wie gesagt, zum Beispiel der SchlĂŒssel. Das kann eine Jacke sein, das können noch ganz andere Dinge sein. Da gehe ich gleich noch mal drauf ein. Und das könnten Dinge sein, die eben zu einer negativen Vorhersage fĂŒr den Hund fĂŒhren, weil du sie immer verwendest oder immer benutzt sozusagen, wenn du das Haus verlĂ€sst und wenn du deinen Hund alleine lĂ€sst.
Das heiĂt, dein Hund wird vermutlich schon auf einige dieser Dinge reagieren, dann in eine gewisse Anspannung und in einen gewissen Stress geraten, kommt vielleicht sofort angelaufen, so nach dem Motto „ich will mit, bitte nimm mich mit“. Und kommt schon dadurch in eine Anspannung rein und das ist nicht gut, weil dann hast du schon einen gestressten Hund, wenn du ĂŒberhaupt trainieren möchtest, nur weil du diese Dinge in die Hand nimmst und dann hast du direkt von Anfang an ein stressiges Training.
Was bewirkt die Desensibilisierung?
So und die Desensibilisierung, die fĂŒhrt nun dazu, dass wir diesen Reizen, die Vorhersagekraft entziehen. Also durch die Desensibilisierung wird ein Reiz, der vorher zu einer Erwartungshaltung gefĂŒhrt hat – in diesem Fall Stress / eine negative Erwartungshaltung oder Anspannung – neutralisiert. Die Vorhersagekraft wird entzogen durch die Desensibilisierung, sodass dein Hund damit gar nix mehr verknĂŒpft.
Also dieser Reiz wird einfach neutral fĂŒr den Hund. Das ist wie eben schon gesagt ein sehr, sehr wichtiger Bestandteil des Trainings, weil einige Hunde sich schon sehr, sehr stark stressen lassen durch den SchlĂŒssel zum Beispiel, durch die HaustĂŒr, durch die Jacke, weil sie einfach schon viele negative Momente hatten beim Alleinbleiben und einfach abgespeichert haben, okay SchlĂŒssel bedeutet, ich habe gleich Stress, ich habe gleich Angst.
Wie lÀuft nun also die Desensibilisierung ab?
Voraussetzung fĂŒr die Desensibilisierung ist natĂŒrlich, dass du erst mal weiĂt, was du desensibilisieren musst. Deshalb beobachte mal im Alltag, worauf dein Hund reagiert. Wir haben in SturmFrei! mal einige Reize gesammelt in unserer Community, die desensibilisiert werden mussten und ich lese dir die einfach mal vor, weil das einen super guten Eindruck gibt, was alles zu desensibilisieren ist.
Also die mĂŒssen nicht alle auf dich zutreffen, aber dadurch kommst du vielleicht auf Ideen, mal Dinge zu hinterfragen und zu schauen, reagiert mein Hund wirklich nur auf den SchlĂŒssel und auf die Jacke und auf die HaustĂŒr oder sonst vielleicht noch andere Dinge.Â
Mögliche negative Reize
Wir haben jetzt zum Beispiel den SchlĂŒssel ganz klassisch. Wir haben das Thema Rucksack aus dem Schrank nehmen. Diesen Rucksack aufsetzen und packen, Jacke anziehen ist auch das klassische, Schuhe auch. Der Weg ins Badezimmer. HĂ€ufig geht man noch mal kurz ins Badezimmer, macht sich nochmal frisch. Das hat der Hund in diesem Fall auch schon mit dem Alleinbleiben verknĂŒpft.Â
Oder das Benutzen von Deo oder Haarspray. Wörter wie zum Beispiel das Wort „so“. Wir sagen ja ganz oft Wörter zu unserem Partner, zu unserer Partnerin, wenn wir gehen, so jetzt bin ich weg oder also ich gehe dann mal und auch solche Dinge können die Hunde verknĂŒpfen.
Dann haben wir hier sich umziehen. Vielleicht trĂ€gst du zuhause einen Jogger (mache ich z.B. gerne) und ich ziehe mich immer um, wenn ich rausgehe. Ich habe tatsĂ€chlich eine Hundehose sozusagen, die ziehe ich an, wenn ich spazieren gehe. Da weiĂ Seven schon sofort, okay, jetzt geht’s gleich raus, wie cool ist das denn? Die brauche ich nicht desensibilisieren.
Ich habe aber auch andere Hosen an und da kann’s eben sein, dass dein Hund auch da versteht, okay, jetzt werde ich gleich alleine gelassen. Dann haben wir das Thema Kind anziehen. Vielleicht bringst du dein Kind jeden Tag in die Kita oder in die Schule, das heiĂt, der Hund bleibt dann fĂŒr diese Momente alleine und könnte das eben auch verknĂŒpfen. MĂŒtze aufsetzen.
Was haben wir hier noch? VerabschiedungssĂ€tze habe ich gerade schon gesagt, Portemonnaie aus der Schublade nehmen. Wasserflaschen fĂŒllen oder noch mal einen Kaffee machen. Den Partner oder die Partnerin kĂŒssen. Was haben wir hier noch? Tasche mit Pfandflaschen. Also du merkst schon, das sind Dinge, die einfach super zufĂ€llig teilweise sind, auf die man einfach nicht kommt.
Ganz groĂes Thema, was wir auch hĂ€ufig schon hatten im Kurs, ist es UnlockgerĂ€usch des Handys. Wenn du zum Beispiel sitzt und du tĂŒdelst an deinem Handy rum, ein bisschen auf Instagram oder wo auch immer, dann stehst du auf, klack, machst das UnlockgerĂ€usch oder das LockgerĂ€usch in dem Moment und willst eben gehen. Auch da reagieren einige Hunde schon drauf. Wir haben Lichtschalter, verwirrtes Suchen beziehungsweise einsammeln von GegenstĂ€nden. ZĂ€hneputzen, Haare kĂ€mmen, Stockwerk wechseln.
Aufstehen
Es kann auch sein, dass dein Hund an der klassischen Trennungsangst leidet und schon auf dein Aufstehen reagiert. Also ich wĂŒrde in diesem Fall hier mit Seven sitzen und gleich aufstehen und dann gibt es tatsĂ€chlich Hunde, die eben diese klassische Trennungsangst haben und sagen, ich komme mit, ich komme mit und auch das muss erstmal desensibilisiert werden.
Also auch in diesem Fall, wĂŒrde ich dir empfehlen, aufstehen, hinsetzen, aufstehen, hinsetzen, aufstehen, hinsetzen, weil dein Hund merkt dadurch irgendwann, okay, hier passiert gar nix. Dann wĂ€re der nĂ€chste Step aufstehen, drei Schritte gehen, hinsetzen, aufstehen, drei Schritte gehen, hinsetzen, ja, auch das ist dann eine Desensibilisierung, das ist dann tatsĂ€chlich in diesem Fall eine Desensibilisierung deiner Abwesenheit.
Der nÀchste Schritt
So, du hast jetzt Ă€hm die Reize bei euch herausgefunden. Du hast mal im Alltag geschaut, worauf reagiert dein Hund? Wie desensibilisierst du die jetzt eigentlich? Es ist ein bisschen abhĂ€ngig davon, wie stark die Reizantwort ist. Also, wie stark dein Hund darauf reagiert. Wenn du sagst, du nimmst dir SchĂŒssel in die Hand und dein Hund kommt dann angelaufen, aber er wirkt jetzt nicht massiv gestresst, aber so ein bisschen besorgt, kannst du es so machen, dass du den SchlĂŒssel in die Hand nimmst und immer mal von A nach B trĂ€gst. Also super random im Alltag, einfach den SchlĂŒssel immer mal mitnehmen.
Oder die Schuhe anziehen oder die Jacke anziehen, das Deo einfach mal ein bisschen sprĂŒhen. Das Haarspray einfach mal ein bisschen sprĂŒhen, einfach mal Wasserflaschen auffĂŒllen. Das kann man ganz gut in den Alltag integrieren, man muss da kein richtiges Training, kein offizielles Training draus machen. Sondern man kann sich einfach angewöhnen, indem man sich zum Beispiel auch Wecker stellt, dass man Dinge einfach so ein bisschen durch die Gegend trĂ€gt.
Wenn dein Hund nun aber sagt, wow, dasstresst mich massiv und du siehst richtig, der der kommt richtig in eine Angst rein, in eine Panik, wenn du den SchlĂŒssel zum Beispiel nimmst, dann empfehle ich dir in diesem Fall noch nicht, mit dem SchlĂŒssel durch die Gegend zu laufen, weil dann ist dein Hund schon massiv im Stress.
Zeit lassen und kleinschrittig arbeiten
Dann kannst du es tatsĂ€chlich so machen, dass du den SchlĂŒssel erst mal berĂŒhrst. Ja, du berĂŒhrst ihn erst mal nur. Wenn dein Hund darauf nicht mehr reagiert, dann nimmst du den einmal ganz kurz so hoch und legst ihn wieder ab. Und so tastest du dich halt langsam, StĂŒck fĂŒr StĂŒck ran, um eben letzten Endes mit dem SchlĂŒssel auch mal durch die Gegend zu laufen und im Endgame dann den SchlĂŒssel auch mal ins Schloss zu stecken und umzudrehen.
Also da musst du wirklich, Àh differenzieren, wie stark ist die Reizantwort? Ist dein Hund schon massiv gestresst oder ist er ein bisschen besorgt? Wenn er ein bisschen besorgt ist, kannst du die Dinge einfach durch die Gegend tragen, wenn er massiv gestresst ist, deutest du das an und tastest dich auch an die Desensibilisierung kleinschrittig ran.
Dran bleiben
Ganz ganz wichtig, ich höre ganz oft, ich habe GesprÀche, in denen ich wirklich ganz oft höre, ja, desensibilisiert habe ich auch schon, aber das bringt alles nichts. Wir Menschen haben immer den Drang und das ist total okay und total normal, Dinge möglichst schnell abzuhaken und Dinge möglichst schnell zu erledigen, vor allem Dinge, die uns nerven und wenn wir ganz ehrlich sind, dieses Thema alleine bleiben, sucht sich keiner freiwillig aus. Also optimalerweise kriegt man einen Hund, der optimal alleine bleiben kann.
Das ist meistens nicht der Fall oder eben einen Hund, der das schnell lernt. Wenn man einen Hund hat mit Trennungsstress, ist das ist nichts, was sich, glaube ich, irgendjemand auf der Welt freiwillig aussuchen wĂŒrde, weil es sehr anstrengend ist.
Beim Thema Desensibilisierung, da spielen wir ja auch mit dem GefĂŒhl des Hundes. Ja, wir wollen ja da auch das GefĂŒhl verĂ€ndern. Das heiĂt, auch da ist Durchhaltevermögen gefragt. Auch da: nimm dir die Zeit. Das ist nicht innerhalb von einer Woche erledigt. Das dauert Wochen oder Monate. Also da ist auch wirklich eine Portion Durchhaltevermögen gefragt und dann wird es aber auch besser, weil dann lernt dein Hund durch die Desensibilisierung, diese Reize bedeuten nichts, weil sie werden auch einfach so gezeigt im Alltag und sie sind fĂŒr den Hund dann einfach keine zuverlĂ€ssige Vorhersage mehr.
Es spielt keine Rolle, wo dein Hund ist
Ganz wichtig zum Schluss des Videos ist, noch zu erwÀhnen, wenn du desensibilisierst, dann ist es ganz egal, wo dein Hund ist. Also schick deinen Hund nicht auf einen Platz, sonst haben wir hier wieder Gehorsam im Training, das wollen wir grundsÀtzlich nicht bei dem Thema.
Sondern du möchtest ja mit der Desensibilisierung deinem Hund nur zeigen: hey, hier passiert gar nichts, wenn ich den SchlĂŒssel nehme. Ich nehme den hoch, ich lege den wieder ab. Du kannst sein, wo du willst. Ich wĂŒrde den Hund gar nicht groĂartig beachten, mit einer absoluten SelbstverstĂ€ndlichkeit an das Thema Desensibilisierung rangehen, weil du die auch dann vermittelst.
Also du zeigst deinem Hund ja dadurch, ich nehme diese Dinge in die Hand und du bist vielleicht gerade in der Unruhe, aber keine Sorge, brauchst du nicht sein, weil ich zeige dir, wie selbstverstĂ€ndlich ich damit umgehe und wie selbstverstĂ€ndlich ich dieses Ding von A nach B trage und ich beachte dich dabei gar nicht, weil’s einfach nicht der Rede wert ist. Ja, also vermittel da die Coolness schlechthin, sodass dein Hund merkt: wow, ja eigentlich alles gar nicht so wild.
Okay, ich wĂŒnsche dir viel SpaĂ mit der Desensibilisierung. Starte wirklich am besten so, dass du deinen Hund einfach mal beobachtest. Worauf reagiert er? Wie stark reagiert er auf die einzelnen Reize? Mache dir am besten eine Liste darĂŒber, damit du einen guten Ăberblick bekommst und dann hören wir beide uns wieder in der nĂ€chsten Podcast-Folge. Ich freue mich darauf. Bis dann.
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