Trennungsangst Hund – höre nicht auf diese Mythen.
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ToggleIm Internet kursieren viele Mythen über das Training mit deinem Hund. So auch beim Thema Trennungsangst beim Hund. Heute stelle ich dir die einige Mythen über Trennungsangst Hund vor.
1. Wenn dein Hund nicht alleine bleiben kann, MUSST du ihn an eine Box gewöhnen.
Um es einmal vorweg zu nehmen: Das Training mit einer Box ist grundsätzlich eine gute Möglichkeit, seinen Hund an einen festen Schlaf- und Ruheplatz zu gewöhnen. Der Hund fühlt sich optimalerweise sicher in der Box und gerade im jungen Alter sorgt die Box zusätzlich für Geborgenheit beim Hund.
Voraussetzung ist jedoch, dass der Hundebesitzer seinen Hund langsam und mit positiver Verstärkung an eine Box gewöhnt hast.
Wenn ein Hund Trennungsangst entwickelt hat, ist das Boxentraining individuell zu betrachten. Eine Box stellt hierbei keinen Garant dar, dass das Training besser funktioniert und kann sogar zur Panik beitragen. Es ist sehr abhängig davon, wie wohl der Hund sich in der Box fühlt. Es gibt Hunde, die kommen wie eben beschrieben super mit einer Box zurecht (auch welche mit Trennungsangst). In diesen Fällen ist es sinnvoll, eine Box im Training zu verwenden.
Bei anderen Hunden steigt durch den beengten Raum die Panik jedoch ins Unermessliche, sodass sie Gefahr laufen, sich zu verletzen. In diesen Fällen ist von einer Box abzuraten. Beobachte deinen Hund am besten, wie er sich in der Box verhält und ob er gerne in die Box geht oder sie nach Möglichkeit vermeidet. Sehr wichtig ist, dass die Box ein optionaler Rückzugsort ist und entsprechend offen bleibt.
Was du alternativ tun kannst, wenn eine Box für deinen Hund nicht in Frage kommt.
Dein Tier gehört zu den Hunden, die mit der Box nicht gut zurechtkommen? Du möchtest deinen Hund aber trotzdem ungern im ganzen Haus frei rumlaufen lassen, wenn du mit ihm das alleine bleiben trainierst? Dann empfehle ich dir, einen Bereich abzutrennen, in dem der Hund sich während deiner Abwesenheit aufhält. Das könnte beispielsweise die Küche sein oder ein Bereich, indem der Hund sich gerne mit seiner Bezugsperson aufhält.
Häufig macht es Sinn, dem Hund nicht die komplette Wohnung zur Verfügung zu stellen, da Hunde dadurch leicht überfordert sein könnten, was wiederum die Trennungsangst bei Hunden verstärken könnte. Aber auch hier gilt: jeder Hund ist individuell. Beobachte deinen Hund und entscheide, was für ihn am besten funktioniert.
2. Welpen können keinen Trennungsstress entwickeln.
Hier kann ich aus eigener Erfahrung sagen: Das ist falsch. Seven kam mit 16 Wochen als Welpe/Junghund zu uns und sie hatte starke Verlustangst, die wir nach intensivem Training in den Griff bekamen. Mittlerweile ist das Alleinbleiben für sie gar kein Problem mehr. Lange Zeit ging man davon aus, dass Welpen keinen Trennungsstress entwickeln können und bellen, weil sie einfach nicht daran gewöhnt sind, alleine zu sein oder Aufmerksamkeit wollen.
Mittlerweile gibt es sogar Forschungen, die untersuchen, ob eine genetische Prädisposition für Trennungsangst sorgen könnte. Dies würde bedeuten, dass einige Hunde eine genetische Veranlagung aufweisen, eher Trennungsangst zu entwickeln als andere Hunde. Darüber können besonders Hunde aus ausländischen Sheltern bereits als Welpe schlechte Erfahrungen gemacht haben. Mehr zum Thema Welpe alleine lassen, erfährst du in diesem Blogartikel.
Das heißt jedoch nicht, dass jeder Welpe, der Probleme mit dem alleine bleiben hat, unter Trennungsangst leidet.
Das Alleinbleiben und die Trennung von Frauchen und Herrchen ist für Hunde ein unnatürlich. Der Hund ist ein hoch soziales Lebewesen, der gerne in Gesellschaft seines Besitzers ist. Gerade Welpen müssen erst einmal lernen, dass ihr Hundehalter zurückkommt und dass das allein bleiben keine Gefahr darstellt. Dies kann bei dem einen Welpen schneller gehen und bei dem anderen länger dauern.
Um deinem Welpen das Alleinbleiben von Anfang an richtig beizubringen, hole dir mein kostenfreies Praxis-Training, in dem ich dir 3 wichtige Schritte an die Hand gebe. Du lernst dort auch, auf welche Anzeichen du achten solltest und wie du erkennst, dass ein Hund das Alleinbleiben als Verlust ansieht.
Das Praxis-Training für deinen Hund mit spannenden Tipps
3. Du musst deinen Hund 10 Minuten, bevor du gehst und nachdem du wiederkommst, ignorieren.
Diesen Tipp findet man gefühlt überall im Internet und auch einige Trainer empfehlen dies dem Halter. Der Gedanke dahinter: Wenn du deinen Vierbeiner ignorierst, wird er denken, dass das allein bleiben etwas ganz Selbstverständliches ist. Der Gedanke ist tatsächlich nicht schlecht. Der Hund soll mit deiner Abwesenheit keine große Aufregung assoziieren.
Aber wenn du jetzt auf einmal anfängst, deinen Hund 10 Minuten bevor du gehst zu ignorieren, wird der Hund diese Veränderung in deinem Verhalten auch feststellen. Und über kurz oder lang ist es dann auch ein weiterer Hinweisreiz für: Achtung – mein Besitzer verlässt gleich die Wohnung. Im Grunde geht es doch auch nur darum, deinen Hund zu zeigen: „Hey, ich gehe jetzt, aber das ist gar nichts schlimmes. Du bist nicht in Gefahr, sondern es geht dir gut alleine in der Wohnung.“
Wie machst du das am besten?
Ganz einfach: Verabschiede dich wie von einem Menschen. Da reicht ein kurzes „bis gleich“ und wenn du wiederkommst „da bin ich wieder“. Und mal ehrlich: wer ignoriert von uns den Hund schon gerne? Mit einer kurzen natürlichen Verabschiedung und Begrüßung hast du einen super Mittelweg. Du musst deinen Hund beim Verlassen nicht ignorieren, verabschiedest dich aber auch nicht exzessiv.
4. Dein Hund zerstört deine Einrichtung, weil er sauer auf dich ist.
Kurz und knackig – nein, das tut er nicht. Warum nicht? Hunde haben keine Rachegedanken. Hunde denken in gut und schlecht – Sicherheit und Gefahr. Wenn dein Hund also an Trennungsangst leidet und deine Möbel zerstört, dann tut er es, weil er sich in Gefahr fühlt. Dies führt zu Panik und ein Ventil der Panik ist z.B. Bellen oder auch das Zerstören der Einrichtung. Im Grunde zeigt dies nur, wie stark dein Hund beim Alleinsein leidet. Deshalb solltest du deinen Hund auch niemals bestrafen, wenn er etwas zerstört hat. Das gleiche gilt übrigens auch für das Bellen. Der Hund bellt nicht, weil er empört, sauer oder beleidigt ist.
Er bellt, weil er unter Trennungsängsten leidet. Und ganz besonders schlimm betroffen sind die Hunde, die Kot oder Urin in der Wohnung verteilen. Auch diese Verhaltensweisen passieren nicht aus Trotz. Wenn du nachhause kommst und entdeckst die Hinterlassenschaften deines Hundes, die im schlimmsten Fall noch in der Wohnung verteilt sind, dann ist es sehr wahrscheinlich, dass dein Hund sehr starke Trennungsängste hatte. So stark, dass er womöglich selbst noch durch seine Hinterlassenschaften gelaufen ist.
5. Dein Hund fühlt sich schuldig, wenn du nachhause kommst.
Wer hat es nicht schon mal gedacht: Der Hund hat zum Beispiel mal wieder etwas zerstört und sitzt jetzt mit absolut schuldigen Augen im Körbchen und schaut dich kaum noch an? Und du hast das Gefühl, er weiß genau, was er getan hat? Das stimmt so nur nicht. Hunde unterscheiden wie gesagt zwischen gut für mich – böse für mich. Gefahr – keine Gefahr. Schuldgefühle beim Hund finden so wie bei uns aber nicht statt – auch wenn es manchmal so aussieht.
Warum sieht dein Hund also schuldig aus?
Keiner hört es gerne – aber sehr wahrscheinlich bezieht sich dieser Blick auf dein Verhalten. Vielleicht hast du deinen Hund schon mal dafür ausgeschimpft oder deine Körpersprache verändert sich dahingehend, dass dein Hund im Anschluss weiß: Mein Besitzer ist jetzt gar nicht gut drauf. Hunde sind sehr sensibel im Empfangen von Stimmungen und reagieren darauf.
Das heißt: Wahrscheinlich ist der Blick deines Hundes die Reaktion auf dein Verhalten bzw. deine Stimmung. Hier möchte ich auch nochmal betonen: Bitte bestrafe deinen Hund nicht. Schlimmstenfalls verschlimmert das den Stress, weil dein Hund eine falsche Verknüpfung herstellt. Die Verknüpfung wäre dann nicht: ich habe etwas zerstört – ich werde bestraft, sondern: mein Besitzer kommt nachhause, nachdem er weg war – ich werde bestraft – das Alleinsein ist etwas ganz Schlimmes.
6. Du bist Schuld an der Trennungsangst deines Hundes.
Um es kurz und knackig zu beantworten: Nein, bist du nicht. Es gibt gar nicht unbedingt den einen Grund für den Stress beim Alleinsein deines Hundes. Trennungsangst beim Hund wird als Syndrom beschrieben und nicht als Diagnose. Und ein Syndrom ist der Ausdruck dahinterliegender Ursachen. Beim Menschen könnte man es so vergleichen: Migräne oder Verspannungen sind die Ursache, die durch das Syndrom Kopfschmerzen ausgedrückt werden. Und auch bei der Trennungsangst beim Hund können viele verschiedene Ursachen hinter diesem Verhalten liegen.
Die Ursache der Trennungsangst liegt also nicht an dir oder deiner Erziehung.
7. Hunde mit Trennungsangst folgen dir auf Schritt und Tritt und haben Kontrollverlust.
Tatsächlich ist es häufig der Fall, dass Hunde mit Trennungsangst einen ständig verfolgen. Darüber hinaus wurde im Jahr 2001 in einer Studie festgestellt, dass Trennungsangst und Hyperattachment zusammenhängen (die Studie gibt es hier). Jedoch weisen aktuellere Studien darauf hin, dass es 4 Arten von Trennungsangst gibt, die ich in meinem Blogartikel „Mein Hund bleibt nicht alleine“ detaillierter beschreibe. Aus diesen 4 Arten der Trennungsangst beim Hund wird folgendes erkennbar:
Dein Hund muss dir nicht auf Schritt und Tritt folgen, um an Trennungsangst zu leiden.
Es gibt durchaus Hunde, die sich sowohl im Haus als auch in der Natur relativ selbstbewusst und unabhängig von dir bewegen. Wenn es dann aber zum alleine bleiben kommt und der Mensch nur seine Jacke anzieht, zeigen sie starke Stresssymptome und haben Angst. Dabei muss nicht zwangsläufig die Jacke der Trigger sein, das ist individuell – bei dem einen Tier sind es die Türen, bei dem anderen Schlüssel. Genauso kann es sein, dass dein Hund dir im Haus viel hinterherläuft, aber gar kein Problem mit dem Alleinsein hat.
Halten wir also fest: Wenn dein Hund dir zuhause immer hinterherläuft UND nicht alleine bleiben kann, spricht das für Trennungsangst. Wenn dein Hund dir nicht hinterherläuft, aber trotzdem Stress beim alleine bleiben hat, kann das jedoch ebenfalls auf eine Trennungsangst hindeuten. Hier musst du deinen Hund immer individuell betrachten und seine verschiedenen Symptome analysieren.
Dein Hund möchte dich auch nicht kontrollieren, wen er hinter dir herläuft. Infos zu Kontrollverlust gegenüber der Bezugsperson findest du hier.
8. Dein Hund muss sich einfach einmal so richtig ausbellen.
Deinen Hund ausbellen lassen bringt dich im Training gegen Trennungsangst definitiv NICHT nach vorne, sondern schmeißt dich im Worst Case meilenweit zurück.
Dein Hund leidet an Trennungsangst – also an Angst, Stress und Panik, wenn du ihn verlassen musst.
Was passiert also, wenn du deinen Hund während des Alleinseins bellen lässt? Es ist in diesem Moment eine Katastrophe für ihn (sonst würde er nicht bellen). Und je mehr Panik er während der Abwesenheit seines Besitzers verspürt, desto mehr bestätigt ihn das unterbewusst in seiner Verlustangst.
Das heißt: beim nächsten Mal hat er noch mehr Verlustangst. Hier kommt die Lösung: Beobachte deinen Hund auf Kamera, analysiere seine Körpersprache und komme rein, BEVOR dein Hund in eine Paniksituation (z.B. Bellen) gerät. Denn nur so kannst du deinem Hund beibringen, dass das alleine bleiben in Wirklichkeit total entspannt ablaufen kann und ihm die Verlustangst nehmen.
9.Sobald dein Hund von seiner Verlustangst befreit ist, kann er nie wieder rückfällig werden.
Ein Hund, der mal unter Angst bei Trennung von seinen Bezugspersonen litt, wird höchstwahrscheinlich sein Leben lang anfälliger dafür sein, als ein Hund, der nie Probleme damit hatte. Ich habe es schon häufig mitbekommen, dass Tiere, die von ihrer Trennungsangst geheilt waren, auf einmal wieder Symptome bei einer Trennung aufwiesen. Häufig war eine Veränderung im Alltag (z.B. ein Umzug) Schuld daran. Für dich als Bezugsperson ist es einfach gut zu wissen, dass dein Vierbeiner wahrscheinlich immer sensibler auf solche Veränderungen reagieren und dies zeigen könnte, wenn dein Hund allein ist.
Denn mit diesem Wissen kannst du super vorbeugen!
So kannst du zum Beispiel nach einem Umzug nochmal 1-2 Wochen einplanen, um deinen Hund an das alleine bleiben im neuen zu hause zu gewöhnen. Darüber hinaus empfehle ich dir, das Alleinebleiben auch bei Freunden/bei der Familie zu üben, wenn du planst, deinen Hund dort mal unterzubringen. Trainiere dies auch in ihrem Hause, sodass dein Hund dort entspannte Verhaltensweisen zeigt und nicht beim Verlassen dieser Bezugspersonen in Stress gerät.
Denn auch hier können Hunde mit Trennungsangst Schwierigkeiten beim Verlassen entwickeln, was sich wiederum durch Anzeichen, wie z.B. Zerstörung der Schuhe oder anderen Dingen des Hauses zeigen könnte (z.B. den Türen). So kann es sein, dass dein Hund in deiner Wohnung schon problemlos mehrere Stunden alleine bleiben kann, woanders aber überhaupt nicht. Übe das einfach nach und nach immer mal – dann bist du auf jeden Fall gewappnet.
Wenn dein Hund nicht alleine bleiben kann, habe ich eine gute Nachricht für dich!
Als erste Hundetrainerin in Deutschland, Österreich und der Schweiz, die sich ausschließlich auf Trennungsangst beim Hund spezialisierst hat, bin ich deine Nummer 1 Adresse, um das Alleinbleiben deines Hundes ganz entspannt und ohne Angst bei euch zu hause aufzubauen.
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