Q&A-Podcast-Folge zum Thema Hund alleine lassen.
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Hallo und schön, dass du dabei bist bei einer neuen Podcast-Folge. Das ist eine ganz spontane Q&A Podcast Folge. Also lass uns mal starten.
1. Frage: Arbeitest du über Raumvorgaben beim Alleinbleiben?
Jein ist meine Antwort dazu. Ich arbeite damit auch sehr gerne, dass es vielen Hunden hilft, wenn man den Raum etwas begrenzt. Das bedeutet, auf gar keinen Fall den Hund in eine Box zu sperren, davon bin ich überhaupt nicht überzeugt. Das nimmt auch dem Hund jegliche Selbstwirksamkeit. Da gehe ich in einer anderen Folge drauf ein. Aber was eben helfen kann, ist zu sagen, okay, mein Hund bekommt nicht die ganze Wohnung zum Alleinbleiben, sondern ich baue in einem Zimmer, im Schlafzimmer oder im Wohnzimmer zum Beispiel, einen Ruheplatz auf, einen Sicherheitsplatz und mache den ganzen Raum damit auch so mehr oder weniger zum Safe Space. Und auch zum Alleinbleiben Raum.
Das wird nachher dann auf lange Sicht auch zu einem Ritual, was hoffentlich dann auch zum positiven Ritual wird, wenn man’s richtig macht und wenn man eben drauf achtet, dass der Hund entspannt ist beim Alleinbleiben und ihn nicht über seine Reitschwelle pusht, also nicht so sehr pusht, dass er eben in Stress gerät. Und dann kann das supergut sein eben, den Raum zu begrenzen und eben zu sagen, okay, mein Hund hat nicht die ganze Wohnung zur Verfügung, sondern nur einen Raum.
Ich habe das auch selbst bei meiner Hündin in der letzten Wohnung so gemacht. Wir wohnen da mittlerweile jetzt nicht mehr seit Kurzem, aber da habe ich das Alleinbleiben im Wohnzimmer aufgebaut und das habe ich auch immer so beibehalten. Sie hatte beim Alleinbleiben dann nie die komplette Wohnung, sondern immer das Wohnzimmer und entsprechend würde ich auch schauen eben bei der Raumauswahl, wenn du das machen möchtest zu gucken, eignet sich der Raum langfristig und dabei auch zu beachten, wie die Temperaturen im Sommer sind, wie sind so die Außenreize, die da hereinkommen, ist dein Hund da sehr schnell abgelenkt und lässt sich dadurch aufpushen, hat da Blick zur Straße, sieht da viele Hunde, hört da viele Kinder? Also auch grundsätzlich das zu betrachten, aber auch zu gucken:
In welchem Raum fühlt sich dein Hund grundsätzlich schon wohl?
Weil das kommt ja im Training zugute, also wenn du einen Raum nimmst, wo du sagst okay, den liebt mein Hund eh, da zieht er sich gerne zurück und du kannst diesen Raum zum Alleinbleiben Raum machen, dann ist das ideal. Von daher bin ich, wie du merkst, sehr überzeugt davon. Ein Raum für deinen Hund kann gut funktionieren, aber es gibt auch Ausnahmen und Ausnahmen bestätigen die Regeln und ich habe auch in SturmFrei! einige, bei denen das nicht machbar ist, weil sie zum Beispiel eine sehr offene Wohnung haben. Und es gibt eben auch welche, die sagen, hey, ich möchte gerne, dass mein Hund die komplette Wohnung zur Verfügung hat und ich bin davon überzeugt, dass es bei meinem Typ Hund auch besser ist und da bin ich halt auch immer Fan von, zu schauen, wie tickt dein Hund, wie schätzt du deinen Hund ein? Wie ist dein Bauchgefühl in Bezug auf den Raum begrenzen versus eben die komplette Wohnung nehmen?
Und da eben dann auch so ein bisschen sich danach zu richten, weil letzten Endes ist es halt so, dass jeder Hund anders ist. Jeder Mensch ist anders. Die räumlichen Begebenheiten unterscheiden sich auch noch mal. Das heißt, man muss da auch wie so oft immer noch mal individuell schauen, wie man das ganze Ding eben letzten Endes dann auch aufzieht und da gibt es nicht so den einen goldenen Weg, den gibt’s beim Thema Alleinbleiben sowieso nicht und auch bei anderen Hundethemen ja nicht. Aber auch, was die Empfehlung angeht, den Raum begrenzen oder eben nicht begrenzen, kann ich jetzt nicht sagen, jeder sollte das so machen oder eben nicht so, sondern hier immer noch mal bitte individuell schauen.
Ganz, ganz wichtig ist, wenn man den Raum begrenzt, dass man das nicht eins zu eins so umsetzt, indem man den Hund zum Beispiel körperlich begrenzt und ihnen über Gehorsam zeigt – du musst jetzt in dem Raum bleiben. Das ist ja häufig so, wenn Leute bei mir landen im Programm, dass sie das bisher so gelesen haben, weil das eben auch häufig im Internet so empfohlen wird. Hey, begrenze deinen Hund mal körperlich, wenn er dir hinterherlaufen will und dann drängst du ihn wieder so ein bisschen in den Raum zurück, sodass er lernt, er muss in dem Raum bleiben. Das empfehle ich nicht, weil da arbeiten wir sehr in die Richtung Gehorsam und eben körperliche Begrenzung.
Und das Alleinbleiben ist etwas, wo wir mit einem Gefühl arbeiten.
Das habe ich ja schon sehr häufig erwähnt. Das heißt, wir wollen das Gefühl verändern. Wir wollen, dass der Hund wirklich fein ist in der Situation und nicht einfach nur in dem Raum bleibt, weil er es muss. Weil wenn du dafür sorgst, dass dein Hund dort bleiben muss, dann kann es sein, dass du auch da am Anfang vielleicht ganz gute Fortschritte machst, aber der Hund ist nie wirklich super entspannt in der Situation. Der Hund weiß einfach, er darf jetzt nicht raus und dann kann der Hund das vielleicht handeln, bis zum Beispiel 30 Minuten.
Danach kommt auf einmal ein Stress und das sind nämlich die Hunde, bei denen Herrchen und Frauchen da stehen und sagen, warum kommen wir über die bestimmte Zeit nicht hinaus? Also es kann auch andere Gründe haben, aber das ist so ein Beispiel dafür. Deshalb, wenn du so einen Raum auswählst, wirklich gerne als Safe Space aufbauen, mit einem schönen Ruheplatz, an dem nur positive Dinge passieren und entsprechend auch so kleinschrittig arbeiten, dass dein Hund sich dort wohlfühlt, wenn du nicht mit ihm in einem Raum bist. Und entsprechend das positiv verknüpfen kann und das kann auch erst mal bedeuten, dass du dich im Raum bewegst oder dass du eben mit offener Zimmertür arbeitest. Also gerade am Anfang empfehle ich immer noch mal einmal mehr draufzuschauen, ist der Hund entspannt und nicht zu schnelle Fortschritte machen zu wollen.
2. Frage: Mein Hund kann abends gut alleine bleiben, tagsüber nicht. Woran liegt das?
Das ist tatsächlich etwas, was ganz, ganz häufig vorkommt und gerade im Training würde ich sagen, dass 99 Prozent meiner SturmFrei!-Teilnehmer und Teilnehmerinnen sagen, zu gewissen Tageszeiten läuft es besser als zu anderen Tageszeiten. Und woran das jetzt liegen kann, in dem einzelnen Fall kann ich nicht sagen, weil ich kenne das Training von euch nicht. Es kann ja mehrere Gründe haben. Ich gebe dir mal so ein paar Eckpfeiler, an denen du dich orientieren kannst, woran du vielleicht auch erkennen kannst, ah klar, daran liegt es bei uns. Ich würde einmal hinterfragen, hast du vielleicht abends häufiger geübt als tagsüber? Ja, also vielleicht hast du das Alleinbleiben komplett abends geübt, weil du vielleicht tagsüber gearbeitet hast oder nicht zu Hause warst, was auch immer, dann kann es eben sein, dass dein Hund gelernt hat oder verknüpft hat, abends beim Alleinbleiben bin ich sicher, da geht’s mir gut.
Aber Hunde sind leider nicht so gut im Generalisieren. Das bedeutet dann nämlich, dass sie das nicht so gut auf jede Tageszeit übertragen können. Deshalb empfehle ich auch immer, für dich auch interessant, wenn du noch im Training bist, jede Tageszeit zu trainieren, die der Hund letzten Endes auch langfristig packen soll. Das heißt, wenn der Hund langfristig auch vormittags alleine bleiben soll und du arbeitest unter der Woche Vormittag, dann würde ich mal ganz gezielt am Wochenende ein paar Vormittagseinheiten einbauen. Weil der Hund muss natürlich verstehen oder assoziieren, ich bin zu jeder Tageszeit sicher beim Alleinbleiben. Das ist so ein Ansatzpunkt.
Und wenn du jetzt zum Beispiel im Training bist und du stellst fest, okay, dein Hund kann abends schon viel länger alleine bleiben als tagsüber als morgens oder ja, also wenn du feststellst, einfach dein Hund kann zu gewissen Tageszeiten besser alleine bleiben als zu anderen. Dann kann es natürlich, dass dein Hund zu den Zeiten eh schon entspannter ist, da vielleicht müde ist. Bei uns damals bei Seven war’s witzigerweise andersrum. Meistens ist es so, dass es abends gut funktioniert. Bei uns war es so, dass sie vormittags am Anfang super gut alleine bleiben konnte, richtig gute Fortschritte gemacht hat und abends haben wir so ein bisschen hinterhergezogen. Lag auch im Nachgang daran, dass wir abends einfach teilweise auch zu faul waren, zu trainieren, was ich nicht noch mal so machen würde. Also das war dann einfach hausgemacht sozusagen und mussten da einfach abends noch ein bisschen länger festigen als vormittags.
Das heißt, es gibt ja gewisse Tageszeiten und das ist ja auch von Hund zu Hund unterschiedlich, wobei die meisten eben abends auch müde sind, vielleicht bei euch zu Hause weniger los ist, wo dein Hund grundsätzlich besser in die Ruhe findet, wo er sowieso schon mehr müde ist als zu anderen Tageszeiten und dann hast du natürlich eine bessere Ausgangsposition und fällt es dem Hund auch häufig leichter in den Momenten eben entspannt alleine zu bleiben als zu anderen Tageszeiten. Genauso würde ich auch immer schauen, okay sind die Bedürfnisse des Hundes erfüllt, wenn jetzt gerade ein Spaziergang ansteht, dann ist es für den Hund natürlich nicht so leicht entspannt alleine zu bleiben, wenn er gerade in dem Modus ist, okay, jetzt habe ich mal Lust, mich zu bewegen und irgendwas zu machen.
Hier ganz, ganz wichtig, wie schon gesagt, decke wirklich alle Tageszeiten ab. Das bedeutet, wenn du möchtest, dass dein Hund morgens um zehn alleine bleiben kann, dann trainiere auch morgens um zehn. Das muss nicht jeden Tag sein, aber sollte doch in regelmäßigen Abständen stattfinden. Damit dein Hund das eben auch lernen kann zu der Zeit und noch wichtiger ist, dass du dann so ein bisschen zweigleisig fährst. Auch die SturmFrei!-Teilnehmer:innen haben das, dass sie zum Beispiel merken, okay abends funktioniert’s jetzt besser als morgens. Dann können wir abends schon mehr Fortschritte machen und morgens ziehen wir noch hinterher. Das bedeutet, morgens arbeitest du zum Beispiel noch kleinschrittiger, um eben deinem Hund auch die Möglichkeit zu geben, morgens das Alleinbleiben positiv beziehungsweise neutral zu verknüpfen. Also ein Fehler, den man hier machen kann, ist zu sagen, okay, mein Hund bleibt jetzt abends schon eine Stunde alleine und morgens muss er das jetzt auch packen, weil dann kannst du dir das Alleinbleiben auch wieder versauen, um es einfach mal so zu formulieren.
Hier wäre dann der richtige Ansatz zu sagen okay abends, die Stunde ist sicher, das kriegen wir hin und morgens arbeiten wir dann zum Beispiel noch im Bereich zehn Minuten oder Viertelstunde und richten uns auch danach. Davon hast du am Ende mehr. Da hast du dann langfristig wirklich einen entspannten Hund und nicht einen Hund, der das Alleinbleiben immer wieder so ein bisschen mit Negativität und Stress verknüpft.
Worauf ich noch achten würde tagsüber besonders: Wie reagiert dein Hund auf Geräusche und gibt es vielleicht tagsüber bei euch Geräusche?
Das könnte natürlich auch ein Grund sein, gerade wenn’s zu der Zeit nicht trainiert wurde. Dass es vielleicht in der Wohnung über euch, das haben wir jetzt auch gerade bei einer Teilnehmerin, da knarscht der Boden und der Hund, der reagiert tatsächlich primär auf das Geräusch, ist dann beim Alleinbleiben aber ganz schnell gestresst und kommt dann in so eine Stressspirale. Das heißt, hier ist der Ansatz tatsächlich erst mal beim Geräusch. Das Problem ist eben, wenn so etwas stattfindet, dass die Hunde dann auch das Alleinbleiben negativ verknüpfen können. Das heißt, hier würde ich schauen, wenn du merkst, okay, dein Hund bleibt abends super alleine, tagsüber nicht – Was gibt es so tagsüber, was abends eben nicht stattfindet? Geräusche, vielleicht auch Ruhe oder Unruhe, mehr Action bei euch. Tagsüber, ich weiß nicht, vielleicht hast du Kinder, die tagsüber herumlaufen, wo der Hund grundsätzlich auch nicht so gut zur Ruhe kommt und entsprechend auch das gar nicht so kennt, tagsüber zu ruhen und dann soll er auf einmal alleine bleiben und ganz ruhig sein, aber ist vielleicht sonst viel mit den Kindern bei dir in Gange. Da würde ich immer einmal den Blick auch wieder individuell auf den Alltag werfen und vergleichen, aber ansonsten fährst du mit den Punkten, die ich eben schon genannt habe, eigentlich ganz gut.
3. Frage: Futter und Spielzeug helfen meinem Hund nicht, in die Entspannung zu gelangen. Wie kann ich meinem Hund das Alleinbleiben schmackhaft machen?
Und ganz interessant bei dieser Frage ist, dass diese Frage schon gar nicht meinen Ansatz widerspiegelt, was gar nicht schlimm ist, aber ich möchte das einmal erklären. Meine Antwort wäre tatsächlich: Gar nichts musst du machen, weil wir arbeiten weder mit Futter noch mit Spielzeug beim Alleinbleiben, zumindest in meinem Training. Das hat den einfachen Grund, dass wir den Hund gar nicht aktiv irgendetwas schmackhaft machen wollen. Das ist einer der Gründe, auf die anderen gehe ich gleich noch mal ein. Da wären wir ja wieder im Bereich Bewusstsein, bewusste Entscheidung treffen.
Dazu noch mal ein Beispiel: Mein Hund macht Sitz. Ich gebe ihm Leckerchen und er verknüpft: Okay, wenn ich Sitz mache, kriege ich ein Leckerchen. Hier wären wir dann ja bei, okay, ich gebe meinem Hund ein Leckerchen, wenn er alleine war und die Theorie dahinter oder der Gedanke dahinter ist: Okay, mein Hund verknüpft das Alleinbleiben mit ‚Das hast du gut gemacht, mach das bitte wieder so‘. Das wollen wir nicht, weil wir wollen mit dem Gefühl arbeiten, wir wollen das dahinter liegende Gefühl des Hundes verändern. Das heißt, wir arbeiten hier mit dem Unterbewusstsein des Hundes und nicht mit dem Bewusstsein, also der Hund trifft keine bewussten Entscheidungen, nach dem Motto jetzt bleibe ich entspannt alleine, sondern Entspannung ist ja ein Gemütszustand.
Und gerade wenn du merkst, dass Futter da nicht hilft, deinen Hund zum Beispiel in die Entspannung zu bringen, sondern dass es eher dazu führt, dass er aufdreht, dann ist das nicht der richtige Ansatz für euch. Es gibt auch Hunde, die mit Futter auch Stress abbauen, Kauen ist so ein Thema, wo man gut Stress abbauen kann, Schlecken ist ein Thema, wo man gut Stress abbauen kann, aber ich habe tatsächlich den Ansatz ohne Futter in meinem Training, weil ich die Erfahrung gemacht habe, dass es bei ganz vielen Hunden dazu führt, dass sie sich tatsächlich hochpushen. Und das Futter eine Ablenkungsmaßnahme ist. Das bedeutet, der Hund – gerade so ein Labbi zum Beispiel, der total futterorientiert ist – steigert sich halt voll rein in den Kong.
Frisst oder kaut sein Kauknochen, kriegt gar nicht so richtig mit, dass man geht und wenn der dann weg ist, dann geht der Stress so richtig los, weil dann merkt der Hund, wie, ich bin alleine? Und dann fährt der Stress aber ganz schnell hoch und das ist nicht das, was wir wollen.
Wir wollen ja schon gerne, dass die Hunde mitbekommen, dass wir gehen. Wir wollen eben nur den Hunden das so vermitteln und so beibringen, dass sie damit eben keinen Stress verknüpfen, sondern Entspannung, beziehungsweise Neutralität würde uns ja völlig reichen, wenn es dem Hund einfach egal ist, wenn man weg ist. Er soll halt einfach keinen Stress haben. Das bedeutet anstelle jetzt mit Leckerchen oder Spielzeug zu arbeiten und den Fokus daraufzulegen, okay wie kann ich das allein bleiben, meinem Hund total attraktiv machen, sollte der Fokus viel mehr darauf liegen, die negative Behaftung rauszunehmen, indem man den Hund erst mal gar nicht mehr alleine lässt außerhalb des Trainings und parallel dazu ein Training zu implementieren, was dem Hund eben zeigt, ich bin sicher beim Alleinbleiben, indem du eben darauf achtest, dass du rechtzeitig zurückkommst.
Weil so hat der Hund die Möglichkeit eben das Alleinbleiben neutral bis positiv zu verknüpfen und so veränderst du letzten Endes das Gefühl.
Alles andere mit Futter ist alles so ein bisschen Arbeit an der Oberfläche, aber nicht an den dahinter liegenden Ursachen. Und deshalb halte ich auch nicht so viel von dem Tipp mit dem Kong zum Beispiel, dass man ihn gibt und wenn man reinkommt, wieder wegnimmt. Aus genannten Gründen und tatsächlich ist es auch häufig so, dass dann Leute bei mir landen, die sagen, ja, ich habe auch den Kongtrick ausprobiert und mein Hund kriegt jetzt schon Panik, wenn er den Kong sieht, weil solche Tipps im Internet vermitteln ja, dass das Alleinbleiben-Training ganz schnell auf die Reihe zu bekommen ist, was einfach nicht der Fall ist bei Hunden mit Trennungsstress. Und dass solche kleinen Hacks halt das Thema einfach lösen.
Und wenn man jetzt diesen Kong gibt und der Hund kommt trotzdem in Stress, kann er auch negativ verknüpft werden, weil letzten Endes löst der Kong nicht das Problem. Der Kong löst nicht den Trennungsstress und der Kong sorgt auch nicht dafür, dass dein Hund danach entspannt ist. So, das bedeutet, es kann sein, dass du den Kong gibst, dein Hund kommt trotzdem mega in Stress und du machst es immer weiter damit und hast Hoffnung, dass der Kong das Problem ja irgendwann löst, hast am Ende vielleicht einen Hund, der sagt äh nee, nee, nee, komm gar nicht erst mit dem Kong an. Du lässt mich ja wieder alleine und entsprechend schon so was eben negativ verknüpft hat. Deshalb würde ich davon wirklich abraten. Lass uns übergehen zur nächsten Frage. Auch eine sehr interessante Frage. Der Hund des Fragestellers schläft entspannt alleine.
4. Frage: Mein Hund schläft entspannt alleine, freut sich aber exzessiv, wenn ich zurückkomme. Ist das Trennungsstress?
Kann ich nicht beantworten, weil ich den Hund noch nie gesehen habe. Also das ist kein Hund, der bei mir im Training ist. Was ich aus Erfahrung sagen kann, ist, dass viele Hundehalter ein ruhiges Liegen des Hundes mit Entspannung beim Alleinbleiben verknüpfen. Das bedeutet, viele denken, okay, mein Hund liegt ja, ist ja entspannt und das ist etwas, wo häufig viel interpretiert wird. Nur weil der Hund liegt, bedeutet das nicht, dass der Hund entspannt ist. Ich würde immer schauen, auf der Kamera eben auch, wie liegt der Hund? Ist er wirklich entspannt? Und auch immer den Vergleich ziehen zu, wie liegt denn mein Hund entspannt oder wie sieht mein Hund aus in Entspannung, wenn ich dabei bin. Da hat man immer einen ganz guten Vergleichswert. Das bedeutet, es kann ja sein, dass der Hund liegt, aber zum Beispiel die Tür fixiert und gar nicht wirklich ruht, sondern einfach da liegt, sich vor die Tür legt, die Tür anstarrt bis du wiederkommst und dann hast du so einen klassischen Hund, der eher im Stillen Leiden ist.
Dann macht es auch Sinn, wenn er sich total exzessiv freut, weil dann bedeutet das auch noch mal, er hatte Stress beim Alleinbleiben. Aber es gibt eben auch Hunde, die den Stress nicht zeigen, indem sie bellen, indem sie zerstören, sondern die zum Beispiel nur unruhig hin und her laufen, vermehrt den Platz wechseln, also die das sehr subtil zeigen oder sich eben einfach hinlegen und die Tür anstarren. Ja, also es bedeutet aber jetzt nicht, dass das bei jedem der Fall sein muss. Es kann auch einfach sein, dass dein Hund wirklich entspannt ist beim Alleinbleiben und einfach vom Persönlichkeitstyp auch so ist, dass er sich sehr stark freut.
Meine Hündin ist zum Beispiel so. Sie freut sich doll und sie freut sich aber auch bei jedem anderen Menschen doll und sie ist generell ein Hund, der sich doll freut. So, das sollte man auch ein bisschen im Hinterkopf behalten. Das heißt, wenn du jetzt einen Hund hast, der seine Freude sehr stark zum Ausdruck bringt, grundsätzlich auch in anderen Situationen, gar nicht irgendwie, wenn jemand kommt, sondern grundsätzlich, wenn du einen Hund hast, der sich sehr doll freut, wo du das Gefühl hast, hey, freut sich doller als jetzt der Nachbarshund, dann ist vielleicht auch einfach dein Hund so. Dann bedeutet das nicht sofort, dass dein Hund Trennungsstress hat. Das heißt, es kann sein, aber es muss nicht sein, ich würde immer die Gesamtsituation und den Gesamtausdruck des Hundes betrachten und dann entsprechend analysieren und dann auch interpretieren.
Also Tipp an dieser Stelle nochmal: die Kamera optimalerweise so positionieren, dass du auf jeden Fall die Augen siehst, also dass du die vielleicht von der Tür weg positionierst.
Um dann eben noch mal zu schauen, ist dein Hund wirklich entspannt oder liegt er da zum Beispiel und leidet still. Dann auch noch mal gucken, wie oft wechselt er den Platz? Läuft er vielleicht unruhig hin und her? Also solche Dinge einfach abchecken.
5. Frage: Ist es ok, wenn der Hund denkt, dass man bloß vor der Tür steht?
Ich finde das ehrlich gesagt nicht okay. Weil ich möchte gerne, dass die Hunde, die bei mir im Training sind, schon aktiv mitbekommen, dass sie alleine sind. Wenn du das so aufbaust über ein rausschleichen und den Hund sozusagen austrickst, dann hast du nie ein sicheres Alleinbleiben. Da hast du auch dann wieder nur ein bisschen an der Oberfläche gearbeitet und für dich eine Lösung gefunden, die für den Moment vielleicht ganz gut funktioniert, aber du hast die Ursache nicht behoben.
Das heißt meiner Meinung nach ist der bessere Weg immer wirklich ein qualitativ hochwertiges Training zu beginnen, kleinschrittig zu arbeiten, sich auch einfach die Zeit zu nehmen. Ich weiß selbst, dass es kein Thema ist, was man gerne macht, aber du hast da langfristig mehr von. Weil wenn du deinen Hund ins Alleinbleiben austrickst sozusagen, indem du dich rausschleichst und dein Hund denkt, du stehst da noch vor der Tür, dann muss einmal was passieren. Da muss einmal ein Geräusch kommen. Der Hund kommt in eine Unruhe und du bist da nicht sofort wieder da. Und wenn du aber schaust, dass du eben ein gutes Training aufbaust, wo du dir auch die Zeit für nimmst und wo du deinem Hund halt wirklich kleinschrittig beibringst, hey du bist sicher und dich um Safe Space kümmerst, dann kommen ja auch im Training eben schon in der Regel die Geräusche zum Beispiel vor, die auch beim Alleinbleiben vorkommen können und da deckst du halt sehr viel mehr mit ab, beziehungsweise mit diesem Ruheplatz sorgst du ja auch dafür, dass dein Hund eine Strategie hat, falls sowas mal aufkommt.
Also ich bin tatsächlich überhaupt kein Freund davon, eben den Hund in das Alleinbleiben reinzulegen und sich rauszuschleichen, weil das ist letzten Endes, wie eben gesagt, einfach ein Arbeiten an der Oberfläche. Das ist so ein bisschen: okay, wir wollen jetzt das schnellstmöglich hinbekommen, aber die Ursache dahinter ist nicht behoben, also der Stress, den der Hund eben entsprechend hat. Deshalb zum Abschluss dieser Podcast-Folge grundsätzlich immer die Empfehlung, nimm dir die Zeit für das Training. Ich weiß, dass es nicht cool ist, das zu trainieren, das weiß ich aus erster Hand, das weiß ich, weil ich die Erfahrung selbst persönlich machen musste und ich bekomme es täglich auch in meiner Gruppe mit, aber es gibt Mittel, es gibt Wege und du hast langfristig mehr davon, weil optimalerweise hast du 10 bis 15 Jahre mit deinem Hund und wenn dein Hund jetzt noch jung ist zum Beispiel, dann nutze lieber jetzt die Zeit, um später keinen Stress mehr damit zu haben. Und du tust deinem Hund wirklich Gutes damit, weil er eben einfach sehr viel weniger Stress auch in seinem Leben hat und auch dir ermöglichst du eben auch wieder die Freiheit mal einkaufen zu gehen, zum Sport zu gehen, ins Kino zu gehen und so weiter, ohne das Gefühl zu haben, du hast deinen Hund ins Alleinbleiben ausgetrickst.